Man spricht von einer Anisometropie, wenn sich das linke und das rechte Auge in Art oder Ausmaß ihrer Fehlsichtigkeiten stark unterscheiden. Die Unterschiede dabei sind vielfältig. Beispielsweise kann ein Auge kurzsichtig und das andere weitsichtig sein. Möglich ist auch, dass ein Auge nur sehr gering kurzsichtig ist, während das andere eine starke Kurzsichtigkeit aufweist. Bis zu einem Ausmaß von 0,5 Dioptrie ist eine solche Anisometropie im Normbereich – darüber hinaus gilt sie als krankhaft.
Johann Wolfgang von Goethe und Konrad Adenauer waren beide von einer starken Anisometropie betroffen: Mit einem Auge konnten sie – ohne Brille – in der Nähe, mit dem anderen in der Ferne scharf sehen. Diese Form der Anisometropie wird auch als Monovision bezeichnet und ermöglicht oft kein vollständiges stereokopisches Sehen.
Es gibt zwei verschiedene Arten der Anisometropie. Zum einen kann ein Unterschied des Brechwertes der Hornhaut und der Augenlinse die Anisometropie verursachen, man spricht dann von einer Brechwertanisometropie. Eine Längenanisometropie liegt dann vor, wenn die beiden Augäpfel unterschiedlich gebaut sind.
Die Korrektur dieser Fehlsichtigkeiten ist wie sonst auch – wenn beide Augen gleich betroffen sind – durch Brille oder Kontaktlinsen möglich. Allerdings müssen im Fall einer Anisometropie bei der Brille einige Nachteile in Kauf genommen werden: Bei der Korrektur durch Brillengläser entstehen Netzhautabbildungen unterschiedlicher Größe, diese können vom Gehirn nicht oder nur schlecht verarbeitet werden. Ab einer Differenz von drei Dioptrien können dadurch heftige Störungen des Binokularsehens hervorgerufen werden. Zudem wirken die Augen hinter den Brillengläsern stark unterschiedlich und es kommt aufgrund des unterschiedlichen Gewichts der Gläser zu einer einseitigen Druckbelastung. Aus diesen Gründen ist ab einem bestimmten Ausmaß einer Anisometropie empfohlen auf Kontaktlinsen zur Korrektur der Fehlsichtigkeiten zurückzugreifen. Auch eine Augenoperation ist unter Umständen eine empfehlenswerte Lösung.
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